Hochbegabung
Eine einheitliche Definition für Hochbegabung gibt es laut einigen Experten nicht. Eine jedoch allgemein anerkannte Begriffsbestimmung ist folgende: Ein hochbegabter Mensch erreicht in einem normierten IQ-Test einen Wert über 130. Dieser Test misst klassischerweise das logische und räumliche Denkvermögen sowie die Rechen-, Sprach- und Gedächtnisfähigkeit. Allerdings gibt es nicht nur einen, sondern zahlreiche in Deutschland zugelassene Tests mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Die Bereiche, in denen Hochbegabung gemessen werden kann, gehen daher über das logisch-analytische Feld hinaus. Weitere Felder können z.B. der musikalische, soziale, emotionale, kreativ-künstlerische und sportliche Bereich sein.
Typische Eigenschaften von Menschen mit einem hohen IQ sind folgende: Sie können eine Vielzahl an Informationen schneller erfassen, verknüpfen, verarbeiten, abspeichern und wieder abrufen. Ihr Denken findet dabei nicht in sequenziellen, sondern in parallelen Prozessen statt. Die Veranlagung der Hochbegabung wird – wie auch andere Veranlagungen – oftmals genetisch weitergegeben. Sie hinterfragen gerne gesellschaftliche Normen und streben nach Gerechtigkeit. Sie sind perfektionistisch, idealistisch sowie visionär und viele ihrer Zeit weit voraus.
Obgleich sie Unglaubliches vollbringen können – oft sind sie in einem Bereich hochbegabt – fühlen sich viele falsch und unverstanden. Nicht selten haben sie daher Selbstzweifel und einen geringen Selbstwert.
Häufig entdecken Menschen mit einer Hochbegabung ihr/e Talent/e erst spät. Sie gelten oft als Sonderlinge und werden nicht selten ausgegrenzt. Man erkennt sie also nicht immer auf den ersten Blick aufgrund klassischer Merkmale, wie z.B. sehr gute Noten, beste Referenzen oder ein gutes Selbstbewusstsein. Oft muss man zweimal hinsehen, bis man hinter einem außergewöhnlichen Lebenslauf, breitgefächerten Interessen und einer bisweilen ausgeprägten sozialen und/oder kreativen Ader einen hochbegabten Menschen entdeckt.
Bin ich hochbegabt? Neben kostenlosen Tests im Internet, können anerkannte Tests z.B. bei Psychologen gemacht werden.
Vielbegabung
Der vielbegabte Typ, der auch als Scanner-Persönlichkeit bezeichnet wird, ist – laut Experten – einer Untergruppe der Hochbegabung zuzuordnen. Den Begriff Scanner-Persönlichkeit formte ursprünglich die Autorin Barbara Sher. Auch bei dem Vielbegabten, finden sich sowohl Over – als auch Underachiever wieder, die sich in beiden Varianten nicht im eigentlichen Spektrum der Leistungsfähigkeit verwirklichen.
Eine Scanner-Persönlichkeit interessiert sich meist parallel oder seriell für mehrere Themen und/oder Berufsbilder, die sie sich praktisch und/oder theoretisch aneignet. Auch sie braucht ein gewisses Maß an geistiger Herausforderung und Impulstiefe, um sich ausgelastet und wohl zu fühlen. Sich festzulegen – sei es auf einen Beruf oder eine Tätigkeit – fällt ihr nicht nur schwer, sondern scheint unmöglich zu sein, da sie so gegen ihre natürliche Veranlagung agieren müsste.
Die o. g. Attribute treffen häufig auch auf die vielseitig Interessierten zu. Unter ihnen finden sich Autodidakten mit unkonventionellen Lösungen und Visionäre mit einer Fülle an Ideen für die gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit.
Viele lieben die Freiheit und lassen sich ungern in eine Schubladen stecken, weshalb sie ihren ganz eigenen Weg finden müssen, um im Leben zufrieden zu sein.
Allgemein zur Hoch- und Vielbegabung:
Bis heute sind schon viele Talente entdeckt. Die Dunkelziffer von unentdeckten hoch- und vielbegabten Menschen kann nur geschätzt werden. Gesellschaftlich fehlt oftmals die Akzeptanz und in den Medien ist die Darstellung teilweise ungenau oder undifferenziert. Daher wäre es hilfreich, diese und auch andere marginalisierte Themen gleichermaßen in den Fokus zu rücken, um eine gesellschaftliche Gleichbehandlung zu stärken.
Dazu gehört auch die Forschungsarbeit auf diesem Gebiet. Sie könnte einen wertvollen Beitrag dazu leisten, den Menschen gerecht zu werden, die Eigenschaften außerhalb der Norm besitzen und oft im Stillen leiden. Darüber hinaus könnte sie diesen Menschen ein Standing verschaffen, damit ihre Begabungen ernst genommen und zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden.
Hoch- und vielbegabte Menschen können auch die Eigenschaften der Hochsensibilität oder Hochsensitivität haben sowie umgekehrt. Das scheint jedoch nicht immer der Fall zu sein. Die Ausprägungen dieser Veranlagungen sind vermutlich so vielfältig wie es neurodiverse Menschen gibt. Zumindest belegen das immer wieder reale Beispiele aus dem Praxisalltag.